Herakles (Herkules)

Herakleia nosos, morbus herculeus, mal d'Hercule - der Name "Herakles-Krankheit" für die Epilepsie ist seit mehr als 2000 Jahren belegt.

Als Hintergrund dieser Krankheitsbezeichnung gilt die Meinung, der Halbgott Herakles, Sohn des göttlichen Zeus und der irdischen Alkmene, habe an einer Epilepsie gelitten. Als "Beweis" für diese Annahme wird stets auf eine Stelle in Euripides' Drama "Der Wahnsinn des Herakles" hingewiesen, wo es in der fünften Hauptszene über Herakles (der dem Zeus eben ein Sühneopfer darbringen will) heißt: "Und alles schaut hin auf verstummenden, ganz verwandelten Mann, der die rotgeäderten Augen rollt; aus dem Bart troff Schaum... Er entblößt seinen Leib und ringt und ficht mit der Luft."

Ein partial-komplexer Anfall, der dann - wie bei Euripides nachzulesen - in einen langdauernden (epileptischen oder post-paroxysmalen) Dämmerzustand mit unkontrollierten Handlungen übergeht? Die Antwort auf diese Frage wird wohl immer offen bleiben müssen - immerhin mag diese Euripides-Stelle Hinweis darauf sein, dass partial-komplexe Anfälle im Rahmen einer fokalen Epilepsie sehr ausgestaltet, ja in seltenen Fällen auch mit dramatischer Szenerie ablaufen können. (Dass Epilepsiekranke jedoch in oder nach einem epileptischen Anfall "Amoklaufen" und für andere eine Gefahr darstellen können - dieses durch Jahrhunderte tradierte Vorurteil ist glücklicherweise längst widerlegt!)

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