Fallsüchtiges Mädchen

Mirakelbild um 1510, Kapellenumgang Altötting (Photographie Claus Hansmann, Stockdorf)

Fallsüchtiges Mädchen Das hier dargestellte Mädchen war offensichtlich von seinen Eltern zum Marienwallfahrtsort gebracht worden - in der Hoffnung, es werde dort Heilung von seiner Krankheit erfahren.

Am Wallfahrtsort selbst kommt es bei dem Mädchen zu einem epileptischen Geschehen, das vom Votivmaler im Bild dokumentiert wird:

Das Mädchen erleidet offensichtlich einen atonisch-astatischen Anfall, also einen Anfall mit Muskelerschlaffung und Positionsverlust: Die Kranke sinkt nieder, stürzt aber nicht (wie im großen Anfall) brutal zur Erde - sonst hätte der Vater sie kaum im Sturz auffangen und behutsam zu Boden gleiten lassen können. Gesichtszüge und Muskelspannung der Anfallkranken sind eher schlaff, eine Verkrampfung ist nicht zu erkennen. Die Augen sind halb geöffnet, der Blick erscheint "verschleiert" - wahrscheinlich ist das Mädchen im Augenblick bewusstseinsmäßig eingeschränkt. Der Vater ist helfend-aktiv, die Mutter ringt entsetzt die Hände. Interessant ist die Farbgebung bei den dargestellten Figuren: Das kranke Mädchen ist rot gekleidet - Rot ist die gegen (Krankheits-) Dämonen gerichtete Farbe. Die Eltern, insbesondere die Mutter, sind grün(lich) gewandet - Zeichen der Hoffnung, die sie zur Wallfahrt zur Heiligen Muttergottes gedrängt hat, die noch entfernt, aber vielleicht doch schon tröstend und helfend mit dem Jesuskind in der hinteren Nische steht.



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