Die Symbolwelt der Epilepsie

Karlheinz Geier (1983), Zeichnung

Seit frühester Zeit versucht der Mensch, das nicht unmittelbar Vorstellbare, das Unfassliche, das Unerklärliche, das Abstrakte mit Hilfe von Zeichen, Symbolen und Metaphern abzubilden.

Auch die Symbolik der Epilepsie spielt über die Jahrhunderte hinweg eine bedeutsame Rolle: Das oftmals Dramatische des Erscheinungsbildes dieser Krankheit, die meist vergeblichen Behandlungsbemühungen in früheren Jahrhunderten, die Auswirkungen auf die psycho-soziale Situation des Betroffenen und seiner Angehörigen und die unrealistischen und abergläubischen Vorstellungen, die im Zusammenhang mit der vermuteten Ursache in den unterschiedlichen zeitlichen Epochen entwickelt wurden, Die Symbolwelt der Epilepsiewaren immer wieder Anlass, das Thema "Epilepsie" in Metaphern und Symbolen darzustellen.

Auf der hier abgebildeten Zeichnung wird die Epilepsie als unüberwindliches, gefährliches und hochragendes Gebirge versinnbildlicht, das den (Lebens-) Weg des Anfallkranken versperrt. Raben, als Symbole des Teufels, der bösen Geister und der Krankheitsdämonen, umflattern das Bergmassiv. Hinweise auf vergebliche Behandlungsversuche sind dargestellt: eine Exvoto-Tafel; die Heilungsbemühungen des Heiligen Valentin, des wichtigsten Schutzpatrons über die Fallsucht (berühmter Holzschnitt von Lucas Cranach aus dem Jahre 1509); die Päonie (Pfingstrose), deren Bestandteile (Blätter, Stängel, Blüten, Wurzel, Samen) in Antike und Mittelalter als Heilmittel gegen die Krankheit galten; der Schlüssel, mit dem im Anfall zusammengepresste Kiefer und verkrampfte Gliedmaßen "aufgeschlossen" (gelöst) werden sollen ("Fraisenschlüssel"); der Leichnam eines Erhängten (schon in der römischen Antike, dann auch im Mittelalter und bis ins 19. Jahrhundert galt das Blut Hingerichteter als "vorzügliches Fallsuchtmittel"). All diese Maßnahmen halfen nichts gegen die gefürchtete Krankheit, der Durchgang durch das "Krankheitsgebirge" blieb versperrt, vernagelt (zwischen Schlüssel und Exvoto-Tafel). Und doch: ein Hoffnungsweg bleibt, ein nicht versperrter Durchgang lässt "Licht im Tunnel" ahnen, er ist mit einem großen "T" überschrieben - vielleicht Symbol für eine moderne, wissenschaftlich begründete Epilepsie-Therapie.



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